Laguna Salinas

Vielleicht hat der eine oder andere schon bemerkt, dass es in der Bildergallerie schon einige Fotos gibt, zu denen ich noch keine Berichte verfasst habe. Das muss ich jetzt natuerlich unverzueglich nachholen.

Vorgestern haben wir eine weitere Tour in die Reserva Nacional unternommen, die die Offroad Faehigkeiten unseres Fahrzeugs abermals schwer auf die Probe stellte. Das Ziel war diesmal die Laguna Salinas, ein 4300m hoch gelegener Salzsee am Fuss des Ubinas Vulkans.
Mangels durchgehender Strassenbeschilderung und Richtungswegweiser brauchten wir allerdings erst einmal ca. eine Stunde um Arequipa ueberhaupt auf der richtigen Strasse zu verlassen. Fazit: „Alle Wege fuehren nach Rom, aber nur wenige wieder heraus!“ &#59;)

Danach folgten etwa 40 Kilometer hinauf zur Hochebene auf einer Piste, deren Zustand mit „jenseits von Gut und Boese“ noch beschoenigend beschrieben ware. Waehrend wir in unserem Gelaendewagen schon den Apetit verloren, wurde sie dennoch zu unserer groessten Verwunderung selbst von mittelgrossen Reisebussen befahren.

Durch die dunkle Bewoelkung ueber dem Salzsee und dem eisigen Wind herrschte anfangs eine duestere, bedrohliche Stimmung. Es gibt ein winziges Dorf, in dem einige Alpaka Zuechter und Mitarbeiter der Salzfabrik leben. Ansonsten ist die Laguna Salinas ein sehr einsamer Ort.
Wenn der Wasserstand ansteigt, koennen auf dem See Flamingos beobachtet werden. Bei unserem Besuch befanden diese sich jedoch vernuenftigerweise noch in waermeren Gefilden.

Wir hatten zunaechst einen Versuch unternommen, mit dem Auto einer Fahrspur ueber das Salz zu folgen. Als der Wagen aber zunehmend einsank, wurde uns dabei doch etwas mulmig, so dass wir mit eingeschaltetem Allradantrieb den Rueckzug antraten und stattdessen zu Fuss eine kleine Expedition unternahmen.
Das Salz kristallisiert dort teilweise zu filigranen, mikadoartigen Strukturen. Die Vegetation beschraenkt sich auf einige ausserst hartnaeckige, niedrig wachsende Gruenpflanzen im Randbereich des Sees.
Bei unserer Abfahrt klarte das Wetter etwas auf. Die Stimmung wurde freundlicher und wir konnten auf der dem Rueckweg noch einen beeindruckenden Sonnenuntergang verfolgen.

Graffiti 6000 Jahre v. Chr.

Nachdem wir uns letztes Mal richtig quaelen mussten, um schwindelerregende Hoehen zu erreichen, haben wir es uns heute etwas leichter gemacht. Dank des kraeftigen Turbodiesels im Nissan Terrano 4×4 war die 4000 Meter Grenze 45 Minuten nach Abfahrt in Arequipa muehelos durchbrochen.

Durch die karge Landschaft der Hochebene ging unser Ausflug in die Reserva Nacional Salinas y Aguada Blanca, in der David 2006 ein Praktikum absolviert hatte. Nach kurzer Zeit waren bereits die ersten Vicuñas am Strassenrand zu sehen. Sie sind neben den Guanacos eine der urspruenglichen Arten der Andenkamele. Die beiden anderen Arten Llama und Alpaca sind erst durch Zucht entstanden.

Auf den letzten Kilometern bis zu unserem Zielort Sumbay wurden die Strassenverhaeltnisse zunehmend schlechter. Der maessig befestigte Abschnitt bis hinab zum Dorf bewies uns eindrucksvoll, dass ein Offroad-taugliches Fahrzeug nicht nur zum laessigen Cruisen auf der Stuttgarter Theodor-Heuss-Strasse benoetigt wird. B)

Nach 20 minuetigem Fussweg erreichten wir eine Schlucht, in der 8000 Jahre alte Hoehlenzeichungen mit Abbildungen von domestizierten Andenkamelen entdeckt wurden. „Na toll!“ :roll:, mag der eine oder andere denken, „Ich habe als Kind auch schonmal irgendwelche Viecher an die Wand gekritzelt!“. Dennoch sollten wir unseren Hut ziehen vor diesen Altmeistern des Graffiti, vor allem wenn wir uns vor Augen fuehren, dass die Spraydose erst 1927 erfunden wurde. :>>

Weihnachten bei 25 Grad Celsius

Die beiden Tage am Strand von Mollendo waren aeusserst erholsam. Die Sonne, die Mittags nahezu senkrecht einfaellt, ist dort sehr unbarmherzig, so dass trotz Sunblocker ein leichter Sonnenbrand unvermeidbar war. Dafuer war das Baden im Pazifik, dank des quer vor der Kueste verlaufenden Humboldt Stroms mehr als erfrischend. Der Seegang war ueberraschend stark, so dass man nicht sehr weit ins Wasser gehen konnte. Der Sog des ablaufenden Wassers waere sonst direkt am Strand zu stark gewesen. Besser konnte man in einer kleinen Bucht baden, wo die Wellenhoehe zwar immer noch respekteinfloessend war, aber zumindest keine Gefahr bestand, dass ich vorzeitig schwimmmend in Richtung Australien aufbrechen wuerde.

Die Vielfalt an Seevoegeln an der Kueste ist sehr gross. David hat mit seiner Spiegelreflex und Tele-Objektiv ein paar sehr beeindruckende Bilder gemacht. Ausserdem haben wir uns am Strand auf Krabbenjagd begeben, und ein stolzes Exemplar zu Dokumentationszwecken voruebergehend eingefangen.

Gestern Mittag sind wir dann wieder zurueck nach Arequipa gefahren. Leider mussten wir nachmittags noch einen Supermarkt aufsuchen, um ein paar Besorgungen fuer Heiligabend zu machen. Wer jetzt glaubtm dass an diesem Tag die Geschaefte frueher schliessen und wirklich nur noch die allerletzten Nachzuegler unterwegs sind, der liegt voellig falsch. Es sieht eher so aus, als waere halb Arequipa noch auf Achse, um Weihnachtsgeschenke oder Zutaten fuer den Festschmaus zu kaufen. Jedenfalls wurden wir in den Gaengen und an der Kasse fast platt getrampelt.

Abends gab es im Kreis von Glendas Familie ein sehr leckeres Weihnachtsmenu mit Truthahn. Heute herrscht ebenfalls strahlender Sonnenschein. Man kann wirklich kaum glauben, dass in ein paar Tagen Neujahr ist, wenn man sich an die Silvesternaechte in Deutschland erinnert, in denen man bei Temperaturen unter Null Grad seine Schwierigkeiten hat, das Sektglas festzuhalten.

Vamos a la Playa

Heute werden wir erst einmal fuer zwei Tage an den Strand fahren. Bei den heissen Temperaturen wird ein erfrischendes Bad im Pazifik sicher gut tun. So kurz vor Weihnachten sollte man die Chance fuer ein bisschen Beachvolleyball und Barbecue nicht ungenutzt lassen. :>>
Euch allen zu Hause wuensche ich schon einmal schoene Weihnachtsfeiertage! Bis bald.

Geschafft!

Von meinen zahlreichen Radevents in den Alpen war ich ja schon einiges an Strapazen und extremen Hoehenprofilen gewohnt, aber dieser zweitaegige Kampf mit dem Vulkan hatte seine ganz eigene Dimension. Hier zunaechst eine kurze Zusammenfassung des Ablaufs:

18.12.2008
08:00 Uhr Abfahrt in Arequipa, 2400m
09:30 Uhr Ankunft am Ausgangspunkt der Tour, 3400m
16:00 Uhr Ankunft im Basislager und errichten der Zelte, 4700m
19.12.2008
01:20 Uhr Aufbruch vom Basislager in Richtung Gipfel
07:15 Uhr Ankunft am Kraterrand, ca. 5700m
08:00 Uhr Ankunft am Gipfelkreuz, 5825m
08:25 Uhr Rasanter Abstieg vom Kraterrand durch ein Aschefeld
09:00 Uhr Ankunft am Basislager und Abbau der Zelte, 4700m
10:00 Uhr Weiterer Abstieg durch Asche- und Geroellfelder
11:00 Uhr Ankunft am Ausgangspunkt, 3400m
12:00 Uhr Ankunft in Arequipa, 2400m

Am Start schwingt man sich noch hochmotiviert und mit grosser Leichtigkeit den 13kg schweren Rucksack auf den Ruecken (Schlafsack, Isomatte, Zelt, Winterbekleidung, Essen und ca. 6 Liter Wasser) und wundert sich darueber, dass der Guide so ein langsames Tempo vorlegt. :)) Spaetestens auf den letzten paar hundert Metern zum Basislager wird jeder Schritt, jede Felsstufe zur Qual. XX(

Da wir nach 5 Tagen leider noch nicht ausreichend aklimatisiert waren, hatten David und ich leider auch Probleme mit der Hoehenkrankheit, was sich in Form von stechenden Kopfschmerzen, Herzrasen und Apetitlosigkeit auesserte. Zunaechst dachte ich wirklich nicht daran, dass ich in der Nacht zum Gipfel aufbrechen koennen wuerde. Aber durch Einnahme von Aspirin, Koka-Tee und 4 Stunden Schlaf liessen sich die Symptome vorerst doch beseitigen.
Da Zelte, Schlafsaecke usw. im Lager blieben, und wir zum Gipfel nur noch ca. 1,5 Liter Wasser mitnehmen sollten, hatte der Rucksack am zweiten Tag schon deutlich weniger Gewicht. Leider machte das den Aufstieg mit Stirnlampe und in voelliger Dunkelheit auch nicht viel leichter. Obwohl man sich nur im Schneckentempo bewegt, sind auf 5000m Hoehe der Puls und die Atmung am Anschlag. Jeder Schritt, den man zu schnell macht, wird sofort bestraft. Mit zunehmender Hoehe meldeten sich dann leider auch die Kopfschmerzen wieder etwas zurueck. Aber zum Glueck zahlten sich die Anstrengungen immer wieder durch den atemberaubenden Ausblick aus.

Am Kraterrand konnten wir den Rucksack dann komplett ablegen. Trotzdem haben wir fuer die letzten 125m noch einmal eine Dreiviertelstunde gebraucht. Das Gefuehl, nach fast 7 Stunden endlich am Gipfelkreuz zu stehen, war unbeschreiblich. Da hatte ich mir den Dosen-Cheeseburger auch wirklich verdient. Der Guide konnte sich das Lachen nicht verkneifen, als ich vor seinen Augen und vor den Augen der Kamera diese „Koestlichkeit“ verspeiste. :D

Der Abstieg ging dann unglaublich schnell. Wir rannten durch ein feines Aschefeld in Richtung Tal. Nach dem qualvollen Aufstieg war das eine ueberraschend angenehme Art, die Hoehe wieder abzubauen. Nur mit dem Snowboard waere es wohl noch schoener gewesen. Fuer den Weg zum Basislager brauchten wir so nur 35 Minuten. Der restliche Weg bis zum Pakrplatz liess sich ebenfalls in gut einer Stunde bewaeltigen.
Trotz oder gerade wegen der ganzen Anstrengungen und Schmerzen war das ein wahrhaft unvergessliches Erlebnis!

5825m

Fuer morgen bahnt sich der erste sprichwortliche Hoehepunkt der Reise an. David und ich haben uns fuer eine Tour auf den Misti angemeldet. Der Aufstieg wird in zwei Etappen erfolgen. Am ersten Tag laeuft man von ca. 3400m hinauf bis auf etwa 4700m. Dort wird dann ein Lager eingerichtet und uebernachtet. Nachts fallen auf dieser Hoehe die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Im Morgengrauen geht es dann bis rauf auf den Gipfel, fuer alle die noch koennen…
Ich hoffe, dass meine Kondition vom Radeln noch nicht gaenzlich verschwunden ist, und es mir ermoeglichen wird, den Gipfel zu stuermen. Fuer Notfaelle werde ich aber sicherheitshalber mal den Cheeseburger in der Dose mitnehmen! :D Danke Thomas und Nadine. Die Fotos von dem Festschmaus werdet ihr dann sehen.
Hier noch ein Bild von unserem wahrhaft „hochgesteckten“ Ziel:

Gepaeck wieder (fast) vollstaendig

Zu meiner grossen Erleichterung ist gestern mein verschollener Rucksack zum Flughafen in Arequipa geliefert worden. So weit so gut… Erleichterung hat jedoch leider auch der Inhalt erfahren. Liebe Kollegen, danke an dieser Stelle nochmal fuer das nette Abschiedsgeschenk, aber mein tolles Schweizer Messer Typ „Outrider“ inclusive hochwertiger Ledertasche hat wohl auf dem Weg zwischen Frankfurt und Lima einen neuen, gluecklichen Besitzer gefunden. :(
Ich habe mir extra noch einmal die Liste verbotener Gegenstaende fuer das Hauptgepaeck angeschaut. Taschemesser sind nicht verboten. Also koennen sie wohl kaum mit „Sicherheitsrisiko“ argumentieren. Jedenfalls habe ich es Air Canada mal zusammen mit meinen Ueberbrueckunsausgaben in Rechnung gestellt. Vielleicht zeigen sie sich ja kulant.
Nichts desto trotz bin ich froh, dass ich mich nicht schon nach dem ersten Reiseabschnitt mit komplett neuer Ausruestung eindecken musste. :D

Arequipa

Mit dem Weiterflug nach Arequipa hat dann alles gute geklappt. Im Morgengrauen bin ich angekommen und konnte den ersten Blick auf den leicht verschneiten Vulkan Misti geniessen, den es spaeter noch zu besteigen gilt.

Zufaellig habe ich im Flugzeug noch einen anderen Deutschen getroffen (es bestaetigt sich mal wieder, dass sie wirklich ueberall sind), der ebenfalls seinen Koffer vermisst.
Glendas Vater hat mich vom Flughafen abgeholt. Das bedeutete fuer mich dann sofort den Sprung ins kalte Wasser, was die spanische Sprache angeht. Recht so! Da muss ich jetzt durch. Es klappt aber auch eigentlich schon ganz gut.
Zu Hause musste ich mich dann doch erstmal ein wenig auf’s Ohr hauen. Aber um dem Jetlag nicht Tuer und Tor zu oeffnen, habe ich mich nach zwei Stunden wieder wecken lassen.
Zusammen mit Glendas Bruder und seiner Frau haben wir uns nachmittags ganz spontan ein paar Prepaid Karten gekauft. Also bin ich jetzt fuer die Dauer des Aufenthalts in Peru unter folgender Nummer erreichbar: +5154958711251
Ausserdem habe ich mich mit einem Notfallpaket an Waesche und Badartikeln eingedeckt. Die Hoffnung auf das Wiederauftauchen meines Rucksacks habe ich ja schliesslich noch nicht aufgegeben!

Guter Start…

Hurra, vor etwa einer halben Stunde bin ich nach knapp 24 Stunden Reise wohl behalten in Lima angekommen. Ich bin ganz schoen kaputt, aber zumindest brauche ich jetzt nicht mehr so viel Gepaeck durch die Gegend tragen. Mein Rucksack ist naemlich leider irgendwo im Sumpf der Reisegepaecklogistik untergegangen. Das einzige, was mich momentan noch mit dem wichtigsten meiner Weltreiseutensilien und vor allem meinem Kulturbeutel sowie frischer Waesche verbindet, ist der Durchschlag des Lost-baggage Formulars. :-/
Vor Montag werde ich wohl nichts Genaueres wissen. Naja, in einer Stunde fliege ich erstmal weiter nach Arequipa und hoffe auf das beste…