Paso Virginia

Am Morgen des vierten Tages galt es den letzten Pass auf dem Rundgang um die Dientes de Navarino zu ueberwinden, der immerhin noch einmal auf etwa 850 Meter hinauf fuehrt. Als ich das erste Mal noch halb verschlafen den Kopf aus dem Zelt streckte, fiel mein Augenmerk sogleich auf die inzwischen mit einer duennen Lage Schnee bedeckten Kaemme der zu ueberquerenden Bergkette. Im Tal regnete es noch leicht.

Der Trek ist grunsaetzlich mit roten Markierungen oder kleinen Steinhaufen am Wegesrand als Orientierungshilfe zwischen den einzelnen Markierungen gekennzeichnet. Zusaetzlich wird man bei Aufbruch mit einem kleinen Heftchen ausgestattet, das eine ausfuehrliche Beschreibung der Route enthaelt. Dennoch ist es bisweilen in dem rauen Gelaende etwas schwierig, nicht versehentlich vom Weg abzukommen.
So war ich leider heute beim Aufstieg zum Paso Virginia etwas zu frueh in den Wald abgebogen. Zunaechst sah alles auch noch nach dem korrekten Weg aus, weil ich hin und wieder auch Fussspuren im Schlamm erkennen konnte. Als der Weg sich aber nach etwa 200 ueberwundenen Hoehenmetern zunehmend zu einer immer steiler werdenden, rutschigen Rinne im Wald entwickelte, und auch weit und breit keine Markierung in Sicht war, wurde mir bewusst, dass ich wohl auf Abwegen unterwegs war. XX(
Der Hang war inzwischen aber so steil, dass es mir gefaehrlicher vorkam, mit dem schweren Rucksack wieder abzusteigen, als sich mit Hilfe der Baeume weiter nach oben zu kaempfen, um oberhalb der Baumgrenze bis zum richtigen Weg zu queren. Also hangelte ich mich weiter, bis ich das Ende der hoeheren Baeume errichte. Leider schliessen sich dort etwa 30 bis 40 Meter nahezu undurchdringliches Buschwerk an. Das Ende war aber zumindest in Sichtweite. Es kostete mich fast eine halbe Stunde bis ich dem zaehen, stacheligen, brusthohen Gestruepp entkommen konnte und von einem Felsen einen Ueberblick ueber den Hang hatte. Von dort aus konnte ich dann auch die eigentliche Aufstiegroute ausmachen, auf der gerade zwei andere Backpacker unterwegs waren. Da mein Rucksack mit seiner Neon-gelben Regenhaube auch aus mehreren Kilometern Entfernung leicht auszumachen ist, blieben die beiden zunaechst verwundert stehen, als sie mich aus dem Unterholz herausklettern sahen und begannen dann zu winken. Ich dachte nur: „Ja, inzwischen ist mir auch klar, dass das hier nicht der richtige Weg ist…“ |-|

Nachdem ich mich von den letzten Zweigen und Dornen befreit hatte, konnte ich ueber ein Geroellfeld bis zur Aufstiegsroute gelangen und zu den beiden Franzosen aufschliessen. Gemeinsam nahmen wir die letzten Hoehenmeter des Passes in Angriff. Der Nebel verdichtete sich zunehmend, und kurz vor dem Pass mussten wir sogar ausschwaermen, um jeweils die naechsten Wegweiser zu finden.
Der Abstieg war dafuer umso angenehmer und unterhalb der Wolkendecke hatte man dann auch eine beeidruckende Aussicht auf die Laguna de Guanacos sowie das Tal bis hinab zur Beagle Straight. Im Wald haben wir dann spaeter noch einmal den Pfad aus den Augen verloren und kaempften uns auf eigene Faust bis zu einem geeigneten Zeltplatz auf einer Weide vor.
Von dort aus sind es nur noch wenige Stunden bis zurueck nach Puerto Williams, so dass ich vor meinen Rueckflug sogar noch fast einen ganzen Tag im Ort verbringen koennen wuerde. Die Aussicht auf eine warme Dusche war nach den drei kalten Naechten mehr als verlockend. :D

Das Reich der Biber

Der kanadische Biber wurde urspruenglich von den Argentiniern nach Patagonien gebracht, um Geschaefte mit dessen Fell zu machen. Da aber die Temperaturen unterschiedlich waren, hatten die Pelze nicht die gewuenschte Qualitaet und eigneten sich nicht fuer den Handel. Also wurden die Tiere kurzerhand in die Umgebung entlassen. Leider hatte man dabei nicht bedacht, dass der Biber in Patagonien keine natuerlichen Fressfeinde hat, so dass sich die Tiere ungehindert ausbreiten und letztendlich zu einer regelrechten Plage werden konnten. Ausserdem verursachten sie einen erheblichen Schaden in den Waldbestaenden und veraenderten zunehmend das Landschaftsbild. An vielen Orten finden sich grosse Flaechen abgenagter und vetrockneter Baeume.

Also wurde vor einigen Jahren die Jagd auf die Biber freigegeben und umgerechnet 5 Euro pro erlegtem Tier gezahlt. Dadurch kann man sich in den Hostals von Puerto Williams auf schoenen Weichen Biberkissen ausruhen. Inzwischen ist die Population auf etwa 20000 Tiere reduziert. Das sind jedoch immer noch fast zehn mal so viele Biber wie Einwohner auf Navrino.
Auf meiner Wanderung am dritten Tag kam ich auch immer wieder an teilweise dreistufigen Biberteichen vorbei oder stiess auf sonstige Spuren der pelzigen Zeitgenossen… &#59;D

Eiskalt auf Feuerland

Die vergangene Nacht war sehr windig und kalt, so dass ich in meinem Schlafsack mit langer Unterhose, Pullover und Muetze schlafen musste. Aber schliesslich sind das ja auch nicht die Bahamas. &#59;D Als Ausgleich wurde ich am Morgen mit einem tollen Blick ueber den See belohnt.

Da ich ja irgendwie fast einen Tag gegenueber dem normalen Zeitplan rausholen musste, war ich heute schon um halb acht in Richtung des ersten Passes aufgebrochen. Gut, dass ich mir zusammen mit dem Zelt und dem neuen Rucksack auch eine Regenhose besorgt hatte. |-|
Zum Glueck hoerte der Regen nach ein paar Stunden auf, so dass ich in der Mittagssonne meine Sachen trocknen konnte. Ausserdem gab es so eine herrliche Aussicht auf die Schroffen Gipfel der „Zaehne von Navarino“ und die glasklaren Bergseen. Auf der anderen Seite der folgenden Paesse konnte man sogar bis zum Suedufer der Insel und der vorgelagerten Wollaston Inselgruppe sehen. Von dort aus sind es nu noch wenige Kilometer bis nach Kap Horn.

Ohne groessere Pausen setzte ich meinen Marsch fort, so dass ich bis zum Abend sehr gut im Rennen lag. Die naechsten Tage wurde ich bedeutend ruhiger angehen koennen.
Generell ist es auf dieser Insel viel ruhiger als in Ushuaia oder dem bekannten Torres del Paine Nationalpark, so dass einem am Tag maximal zwei oder drei Leute ueber den Weg laufen. Mein Zelt errichtete ich diesmal auf einer kleinen Plattform mit Blick ueber einige vom eingeschleppten kanadischen Biber angelegten Stauseen. Die Tiere selbst bekam ich leider nur aus sehr grosser Entfernung schwimmend zu Gesicht.

Puerto Williams

Tut mir leid, dass die neuesten Berichte etwas auf sich warten liessen, aber ich war in der letzten Zeit auf ausgedehnten Rucksack Treks unterwegs, so dass ich erst jetzt mal wieder laengere Zeit Internetzugang habe.

Heute wollte ich mir eigentlich ein Busticket nach Ushuaia kaufen. Das ist ein Ort auf der argentinischen Seite Feuerlands, der fuer sich hartnaeckig den Titel „Ende der Welt“ beansprucht, obwohl es noch mehere Orte gib, die weiter suedlich liegen. Das scheint jedoch die Touristen, die massenhaft in das kleine Staedtchen pilgern, nicht zu stoeren. Demenstprechend sind die Preise hoch und man muss sowohl Unterkunft als auch Rueckreiseticket rechtzeit reservieren.
Da mich dieser ganze Hype etwas gestoert hat, habe ich vorher noch einen kurzen Abstecher in das Buero der lokalen Flugline DAP gemacht, um eventuell ein Ticket nach Puerto Williams zu bekommen. Dieser Ort liegt auf der chilenischen Seite am gegenueberliegenden Ufer der Beagle Straight und bietet sehr gute Trekking Moeglichkeiten.
Grosse Hoffnungen auf ein Ticket hatte ich mir nicht gemacht und wurde zunaechst auch nur freundlich auf die lange Warteliste aufmerksam gemacht. Als ich jedoch gerade das Buero verlassen wollte, wurde ich zurueck gerufen: „Es gibt heute noch einen ungeplanten Charterflug. Sie muessten allerdings in zwei Stunden am Flughafen sein!“.
Also habe ich kurz entschlossen mein Gepaeck auf die erlaubten zehn Kilo reduziert, den Rest im Hostal gelassen und bin zum Flughafen gefahren.

Die Maschine war sehr klein, und ich war der einzige Passagier neben den zwei Schifskapitaenen auf dem Weg zum Kap Horn, fuer die der Flug gechartert worden war. Der Ausblick waehrend des Fluges war spitze und nach 1 1/4 Stunden landeten wir in Puerto Williams.
Da ich einen Tag weniger als die fuer den „Circuito de los Dientes de Navarino“ veranschlagten fuenf Tage zur Verfuegung hatte, musste ich ich mich so schnell wie moeglich mit Kartenmaterial, Kocher sowie Lebensmitteln bis einschliesslich Mittwoch Morgen eindecken und vor Sonnenuntergang noch bis zum ersten geeigneten Platz zum Camping marschieren. Zum Glueck war in dem sehr uebersichtlichen Dorf alles schnell erledigt, so dass ich gegen viertel nach sechs aufbrechen konnte, nachdem ich mich noch bei der Polizei fuer den Trek registriert hatte.
Nach etwa zwei Stunden erreichte ich einen sehr schoenen Platz am See, wo ich das erste Mal mein neues Zelt aufschlagen konnte.