Valle de la luna

Mein zweites Ziel beim Atacama Hoehentraining war gegen Abend das Valle de la luna, das durch seine extreme Trockenheit und den hohen Salzgehalt des Gesteins tatsaechlich einer Mondlandschaft aehnelt. Ich habe gelesen, dass dort gelegentlich sogar Mond- und Marsroboter getestet werden.

Zusammen mit dem Sohn und dem Neffen der Besitzer meines Hostals nahm ich den etwa 400 Hoehenmeter Anstieg in Angriff. Als wenn das auf knapp 2500m nicht schon anstrengend genug waere, kam auch noch ein ziemlich garstiger Gegenwind hinzu. Aber das ganze sollte ja schliesslich auch einen gewissen Trainingseffekt haben!
Bei diesem Ausflug lag unsere Ankunft allerdings nicht ausserhalb der ueblichen Touristen Ankunftszeiten. Jeden Abend finden sich ca. 20 Kleinbusse und etwa doppelt so viele Mietwagen dort ein, deren insgesamt schaetzungsweise 200 Insassen aehnlich einer Ameisenstrasse eine der grossen Sandduenen erklimmen, um mit ihren Kameras bewaffnet dem Sonnenuntergang „auf dem Mond“ beizuwohnen. Leider ist die Gravitation hier nicht auf ein Sechstel reduziert, so dass das Wandern im Sand den Puls noch einmal ziemlich in die Hoehe trieb. &#59;)
Nach der nur 30 minuetigen Abfahrt mussten natuerlich erstmal Proteine und Kohlenhydrate getankt werden. Also gab es eine hart verdiente Portion Haehnchen mit Pommes Frites.
Abends war ich noch zu einer Barbecue Feier bei den Nachbarn der Hostal Besitzer eingeladen, wo der Trainingseffekt mit ausreichend Cerveza Crystal wieder relativiert werden konnte. &#59;D

Hoehentraining in der Wueste

Heute war ich das erste Mal seit langem wieder mit dem Fahrrad unterwegs. Ich muss ja wenigstens versuchen, dafuer zu sorgen, dass meine Form bis zu meiner Rueckkehr nicht voellig im Eimer ist. :yes:
Also habe ich mir fuer ein Mountainbike ausgeliehen, um als erstes zur Salzlagune Laguna Cejar im Salar de Atacama zu fahren.
Um der moerderischen Sonne zumindest fuer einige Zeit zu entgehen, hatte ich mir vorgenommen kurz nach Sonnenaufgang aufzubrechen. Tatsaechlich sass ich auch puenktlich um 7.30 Uhr auf meinem stolzen Ross. Allerdings musste ich nach ca. 15 Metern feststellen, dass es um meine Form noch nicht allzu schlecht bestellt zu sein scheint, als sich bei einem beherzten Tritt in die Pedale der Triebstrang krachend in Wohlgefallen aufloeste. XX(

Mit dem neuen Zweirad hatte ich dann mehr Glueck und erreichte nach ca. einer Stunde Fahrzeit auf Strassen und Sandpisten gegen etwa 9 Uhr die Lagune. Da die Touristenbusse erst am Nachmitag dieses Ziel ansteuern, war ich neben zwei Fuechsen, einigen Flamingos und diversen Eidechsen der einzige Besucher. Der Anblick des klaren Wassers ohne jede Bewegung auf der Oberfaeche war sehr beeindruckend. Ich traute mich fast nicht, das Bild durch meinen Flachkoepper zu zerstoeren. :roll:
Das Baden in dem extrem salzhaltigen Wasser ist ein besonderes Erlebnis. Man fuehlt sich wie ein Korken. Es ist fast nicht moeglich die Fuesse senkrecht nach unten zu strecken und untergehen kann man auch nicht. Beim Schwimmen erzeugt man nur eine Fontaene, weil man es nicht schafft, mit den Fuessen die Schwimmbewegungen unter der Oberflaeche auszufuehren.
Auf dem Rueckweg hatte ich dann leider noch einen Plattfuss und musste mich fuer die Reparatur in den Schatten eines der wenigen Baeume zurueckziehen. Gegen Mittag war ich dann rechtzeitig wieder in San Pedro fuer meine Siesta. B)

Endlich mal wieder eine richtig warme Dusche

Und mit „richtig warm“ meine ich 85 Grad Celsius! Diese Temperatur hat naemlich das Wasser in den Geysiren von El Tatio. In Intervallen die von alle 12 Minuten bis zu alle 5 Monate reichen, sprudelt das heisse Wasser munter aus den durch Bakterien bunt eingefaerbten zerkluefteten Loechern im Wuestenboden.
Um dieses Spektakel mit zu erleben musste ich heute Morgen schon um 4 Uhr aufbrechen. Was dann folgte, war eine zweistuendige Busfahrt durch die Nacht ueber eine sehr unebene Schotterpiste. Der Fahrer ging mit seinem Material, und damit indirekt auch mit der Wirbelsaeule der Fahrgaeste, so schonungslos um, als befaende er sich in einer nachtraeglichen Sonderwertung der Rally Dakar, die ja dieses Jahr auch durch Chile fuehrte. So kamen wir aber puenktlich im Morgengrauen bei den Geysiren an, deren Aktivitaet nur bei kalten Aussentepmeraturen richtig zur Geltung kommt.

Nach dem Besichtigen der Geysire gab es noch die Moeglichkeit, sich in einem geothermal beheizten Outdoor Swimming Pool aufzuwaermen. Angesichts des hohen Andrangs an Touristen glich dieser jedoch eher einem deftigen Fleischeintopf. Also habe ich mich lieber darauf beschraenkt noch ein paar Fotos von den umliegenden Geysiren zu machen.
Auf dem Rueckweg gab es noch einen Halt in einem eigentlich durch Landflucht bereits verlassenen und nur fuer die Touristen am Leben erhaltenen Dorf, in dem man Llama Fleisch am Spiess probieren oder handgemachte Souvenirs einkaufen konnte. In der Naehe konnte man an einer flachen Wasserstelle Andenflamingos beobachten.
Nach einer weiteren Stunde Busfahrt, von der jeder Orthopaede mt Sicherheit abgeraten haette, kamen wir gegen 12.30 Uhr wieder in San Pedro an. Wegen der inzwischen im Zenit stehenden, unbarmherziegn Sonne war das genau der richtige Zeitpunkt fuer eine kleine Siesta. :))

San Pedro de Atacama

Seit ein paar Tagen bin ich wieder in der Wueste. Genauer gesagt in San Pedro de Atacama, einem sehr kleinen Dorf das jedoch meistens mehr Touristen als Einwohner beherbergt und auch als eine Art Backbacker Mekka gehandelt wird. Leider macht sich das auch an den Preisen bemerkbar. Unterkunft, Lebensmittel, Ausfluege und Internet sind ziemlich teuer. Daher fasse ich mich kurz. &#59;)

Das Klima ist extrem trocken und heiss. Zwischen 11 Uhr morgens und 5 Uhr abends kann man sich fast nicht aus dem Haus bewegen. Nur mit reichlich Sonnencreme und stets Griffbereiter Wasserflasche sind langsame Bewegungen und leichte Wanderungen moeglich. Es gibt sogar eine Art Ampel, die den aktuellen Stand der UV-Einstrahlung misst und daraus ableitet, ob man sich besser nur im Schatten aufhalten sollte oder mit Sunblocker Faktor 50 den Weg zum Supermarkt um die Ecke wagen kann.
Trotz allem wird man aber mit dem Ausblick auf teils aktive Vulkane, schroffe, eigenwillige Felsformationen, Salzseen, Geysire und Lagunen bei Tag, sowie einem perfekten Sternenhimmel bei Nacht durchaus entschaedigt.

Gestern haben wir es mit Sandboarding versucht. Leider hatte man uns aber minderwertiges und schlecht praepariertes Material angedreht, so dass wir die perfekte, muehsam in der Gluthitze erklommene Duene nur im Schritttempo hinabgleiten konnten. :(
Also haben wir uns stattdessen die Prae-Inca Festung „Pukara de Quitor“ aus dem 12. Jahrhundert angeschaut.

„Jump off a cliff and fly“

Wenn man sich schon einmal im suedamerikanischen Mekka der Paraglider aufhaelt, dann darf man Iquique natuerlich auch nicht den Ruecken kehren, ohne einen Tandemflug absolviert zu haben.
Also hiess es heute nichts wie rauf auf die 500m hohen Felsen hinter der Stadt. Alles ist erstaunlich schnell vorbereitet und ehe ich mich versehe werde ich ins Geschirr des Tandempiloten eingeklinkt. Der Start laeuft reibungslos und schon nach ein paar Minuten hat uns die Thermik sehr weit ueber den Startplatz gehoben. Dann fliegen wir an der Hangkante entlang in Richtung der Stadt. Direkt hinter dem vorgelagerten Cerro Dragon koennen wir noch einmal die Thermik nutzen um genuegend Hoehe fuer den Ueberflug zum Strand aufzubauen. Die Aussicht direkt ueber der Stadt und ueber das Meer ist fantastisch. Nach etwa 30 Minuten landen wir sicher im feinen Sand der Playa Brava.
Dana, ich muss schon sagen, du hast dir ein tolles Hobby ausgesucht! :p

Die Geisterstadt Humberstone

40 Kilometer von Iquique entfernt liegt Humberstone, eine inzwischen verlassene Stadt inmitten der Wueste, in der von Mitte des 19. Jahrunderts bis 1960 Salpeter gewonnen wurde. Seit 2005 gilt der Ort als Unesco Weltkulturerbe.

Da sich ueber den Tag verteilt nicht allzu viele Besucher dort hin verirren, ist man bisweilen ganz allein in den verfallenen Arbeiterwohnhaeusern, Schulen und Einkaufslaeden, Generatorhallen, Buros und Werkstaetten. Es ist interessant sich vorzustellen, wie alles in Betrieb ausgesehen hat, und wie man dort gelebt und gearbeitet hat.
Einige Gebaeude, wie die Kirche, das Hotel sowie das Theater sind zum Teil restauriert worden. Im Theater finden sogar gelegentlich Auffuehrungen statt.
Zwischen den verrostenden Maschinen stosse ich voellig ueberraschend auf ein Relikt aus meiner Heimat. In einer Wartungshalle stehen einige verrostete Dampflokomotiven. Auf einer davon ist noch das Typenschild aus dem Jahre 1928 angebracht:

Stadtrundgang Iquique

Nachdem ich meine Erkaeltung im Griff habe, kann ich mich auf eine Erkundungstour durch Iquique begeben. Die Stadt liegt zwischen dem Meer und den direkt dahinter steil aufragenden Felsen.
Viele Gebaeude im Stadtzentrum sind aus Holz und stammen aus der Boom Zeit der Salpeter Industrie im 19. Jahrhundert. Sogar die Buergersteige um die Plaza Prat sind aus Holz und es gibt schoene restaurierte, hoelzerne Strassenbahnwagen, die allerdings nur noch fuer Touristen im Einsatz sind.
Die Stadt ist unter anderem auch bekannt fuer die langen Straende, fuer ganzjaehrig gute Bedingungen zum Paragliding und fuer die Freihandelszone „Zona franca“, in der spezielle Gesetze den Import von Waren erleichtern.

Zusammen mit Glendas Cousine, die momentan in Iquique ist, mache ich einen Ausflug zum „Cerro Dragon“ einer riesigen Sandduene direkt hinter der Stadt. Die Stimmung ist fast wie in der Sahara.
Ausserdem verbringe ich viel Zeit am Strand und im Internetcafe, um endlich meine fehlenden Berichte nachzuholen. Nach dem Motto „Wenn´s mal wieder laenger dauert“ will ich mir einen nicht naeher benannten Schokoriegel kaufen, muss allerdings feststellen, dass dieser hier so lecker ist, dass er hinter Gitter muss. &#59;D

Heisser Auftakt in Iquique

Nach dem kurzen Aufenthalt in Tacna fuhr ich am vergangenen Samstag mit einem Taxi nach Arica. Der Wagen war einer der grossen, alten amerikanischen Strassenkreuzer, die von den Taxifahrern gerne zum Grenztransfer verwendet werden, weil aufgrund der Breite vorne 3 und hinten 4 Personen sitzen koennen. Man kommt sich ein bischen vor wie in den Haenden einer Schleuserbande, aber der Grenzuebertritt verlief reibungslos und ohne groessere Wartezeiten oder Gepaeckkontrollen.

Ich entschloss mich spontan, noch am selben Abend mit dem naechsten Bus direkt weiter nach Iquique zu fahren. Nach 6 weiteren Stunden Busfahrt kam ich in Iquique an und checkte gegen 3 Uhr morgens in einem Hotel ein.
Zu meiner grossen Ueberraschung sah ich nach dem Aufstehen dunkle Rauchschwaden am Himmel ueber dem Hotel. Da mir der Preis fuer das Zimmer ohnehin zu hoch war, packte ich meine Sachen und stellte beim Verlassen des Hauses fest, dass zwei Gebaeude weiter ein Wohnhaus komplett in Flammen stand. Die Feuerwehr hatte sichtlich Muehe, den Brand angesichts des starken Windes unter Kontrolle zu bringen. Auch vom angrenzenden Haus blieben spaeter nur noch die Aussenwaende zurueck.

Was ist 4300km lang und 180km breit?

Nein, es handelt sich nicht um einen neuen amerikanischen Flugzeugtraeger oder die groesste Pizza-Hawaii der Welt. Wer in Erdkunde aufgepasst hat, wird erahnen, dass ich inzwischen die Grenze nach Chile ueberquert habe. Genauer gesagt halte ich mich gerade in Iquique auf. Das ist nach Arica die zweite groessere Stadt im Norden des Landes.
Der Zeitunterschied betraegt jetzt nur noch -4 Stunden gegenueber Deutschland. Ich habe seit heute auch eine neue Mobilfunknummer: +56 9 87190321
Da die letzten Tage etwas hektisch waren, und ich den gesterigen Tag von einer Erkaeltung geschwaecht in meiner Unterkunft vor dem Fernseher verbracht habe, muss ich die aufregenden Berichte aus dem Dschungel und meine ersten Eindruecke aus Chile auf morgen verschieben. Fuer ganz ungeduldige lade ich aber schon einmal ein paar Bilder hoch.