Um 6.30 besteige ich mit einer weiteren Deutschen, drei Schweden, einem Australier, sowie Tourguide, Koch und Fahrer aus Peru den Toyota Hiace, der uns ueber zwei 4000m Paesse in den Regenwald bringen soll. Auf dem Dach sind neben unserem Proviant fuer die naechsten Tage auch noch eine Gasflasche und ein Bootsmotor verzurrt, so dass dem fast voll besetzten als normale Strassenversion ausgelegten Kleinbus nicht mehr viel Bodenfreiheit bleibt. Das Wetter ist bei der Abfahrt noch trocken und angenehm sonnig.
Die „normalen Strassen“ verlassen wir dann bereits nach den ersten 40 km. Ab diesem Punkt geht es weiter auf einer schmalen Schotterpiste, bei der das Passieren von entgegenkommenden LKW zunehmend zum Abenteuer wird. Nach einigen Stunden erreichen wir auf dem zweiten Pass den offiziellen Eingang in den Manu Nationalpark. Inzwischen ist der Himmel bedeckt und es regnet ziemlich stark. Somit bleibt uns leider der erste Ausblick ueber den Regenwald vergoennt.
Von entgegenkommenden Fahrern erfaehrt unser Guide, dass es auf dem folgenden Streckenabschnitt bereits zwei Erdrutsche gegeben hat, an denen bereits Bauarbeiter im Einsatz seien.
Nachdem David und ich bei unseren letzten Ausfluegen bestens ausgeruestet waren, zeigt sich jetzt was die mangelnde Gelaendetauglichkeit des Fahrzeugs fuer Schwierigkeiten mit sich bringen kann. Da die Strasse auf der Abfahrt immer mehr zu einer schlammigen, zerfurchten Rutschpartie verkommt, setzt unser Toyota gelegentlich auf dem Boden auf oder droht sich festzufahren, so dass wir aussteigen muessen, damit der Fahrer groessere Hindernisse oder querende Wasserrinnen ueberwinden kann. Die Stelle des ersten Erdrutsches, die inzwischen repariert ist, laesst sich mit einiger Muehe passieren.
Wenig spaeter kommen wir an den zweiten Erdrutsch, an dem noch gearbeitet wird. Auch ein kleinerer Reisebus mit anderen Touristen und einige Autofahrer warten dort. Als wir aussteigen und das ganze Ausmass des Ereignisses erfasse koennen, verschlaegt es und die Sprache. Die gewaltige Schlammlawine hat die Strasse auf ca. 40m Breite komplett ins Tal gerissen. Zum Glueck ist kein Fahrzeug erfasst worden und bei unserer Ankunft kaempft ein Bulldozer damit, aus Schlamm und Geroell wieder eine Fahrbahn herzustellen.
Waehrend unser Fahrer wartet, gehen wir zu Fuss weiter und unser Guide zeigt uns die ersten Tiere, darunter eine giftige Raupe und einige Vogelarten. Wir haben sogar das Glueck, einen Harpy Eagle zu sehen, zu dessen Beute angesichts seiner Groesse auch ausgewachsene Wollaffen gehoeren. Letztere koennen wir auf der Weiterfahrt sogar auch noch beim Ueberqueren der Strasse durch die Baumwipfel beoabachten.
Je tiefer wir auf der Abfahrt kommen, desto hoeher wird die Aussentemperatur. Die Regenwolken verziehen sich im Laufe des Nachmittags und machen den Blick frei auf die steilen, gruenen Haenge, die immer wieder von kleineren Wasserfaellen durchzogen sind.
Bei einbrechender Dunkelheit erreichen wir unser erstes Nachtlager. Eine 3cm lange Kakerlake, eine mittelgrosse Spinne und einige Moskitos begruessen uns im Schlafgemach. Naja, es haette schlimmer kommen koennen. Schliesslich haben wir uns ja auf soetwas eingstellt. Mit lautstarkem Zirpen als Hintergrundgeraeusch verbringe ich meine erste Nacht unter einem Moskitonetz.

