Wenn man sich schon einmal im suedamerikanischen Mekka der Paraglider aufhaelt, dann darf man Iquique natuerlich auch nicht den Ruecken kehren, ohne einen Tandemflug absolviert zu haben.
Also hiess es heute nichts wie rauf auf die 500m hohen Felsen hinter der Stadt. Alles ist erstaunlich schnell vorbereitet und ehe ich mich versehe werde ich ins Geschirr des Tandempiloten eingeklinkt. Der Start laeuft reibungslos und schon nach ein paar Minuten hat uns die Thermik sehr weit ueber den Startplatz gehoben. Dann fliegen wir an der Hangkante entlang in Richtung der Stadt. Direkt hinter dem vorgelagerten Cerro Dragon koennen wir noch einmal die Thermik nutzen um genuegend Hoehe fuer den Ueberflug zum Strand aufzubauen. Die Aussicht direkt ueber der Stadt und ueber das Meer ist fantastisch. Nach etwa 30 Minuten landen wir sicher im feinen Sand der Playa Brava.
Dana, ich muss schon sagen, du hast dir ein tolles Hobby ausgesucht! ![]()
Die Geisterstadt Humberstone
40 Kilometer von Iquique entfernt liegt Humberstone, eine inzwischen verlassene Stadt inmitten der Wueste, in der von Mitte des 19. Jahrunderts bis 1960 Salpeter gewonnen wurde. Seit 2005 gilt der Ort als Unesco Weltkulturerbe.
Da sich ueber den Tag verteilt nicht allzu viele Besucher dort hin verirren, ist man bisweilen ganz allein in den verfallenen Arbeiterwohnhaeusern, Schulen und Einkaufslaeden, Generatorhallen, Buros und Werkstaetten. Es ist interessant sich vorzustellen, wie alles in Betrieb ausgesehen hat, und wie man dort gelebt und gearbeitet hat.
Einige Gebaeude, wie die Kirche, das Hotel sowie das Theater sind zum Teil restauriert worden. Im Theater finden sogar gelegentlich Auffuehrungen statt.
Zwischen den verrostenden Maschinen stosse ich voellig ueberraschend auf ein Relikt aus meiner Heimat. In einer Wartungshalle stehen einige verrostete Dampflokomotiven. Auf einer davon ist noch das Typenschild aus dem Jahre 1928 angebracht:
Stadtrundgang Iquique
Nachdem ich meine Erkaeltung im Griff habe, kann ich mich auf eine Erkundungstour durch Iquique begeben. Die Stadt liegt zwischen dem Meer und den direkt dahinter steil aufragenden Felsen.
Viele Gebaeude im Stadtzentrum sind aus Holz und stammen aus der Boom Zeit der Salpeter Industrie im 19. Jahrhundert. Sogar die Buergersteige um die Plaza Prat sind aus Holz und es gibt schoene restaurierte, hoelzerne Strassenbahnwagen, die allerdings nur noch fuer Touristen im Einsatz sind.
Die Stadt ist unter anderem auch bekannt fuer die langen Straende, fuer ganzjaehrig gute Bedingungen zum Paragliding und fuer die Freihandelszone „Zona franca“, in der spezielle Gesetze den Import von Waren erleichtern.
Zusammen mit Glendas Cousine, die momentan in Iquique ist, mache ich einen Ausflug zum „Cerro Dragon“ einer riesigen Sandduene direkt hinter der Stadt. Die Stimmung ist fast wie in der Sahara.
Ausserdem verbringe ich viel Zeit am Strand und im Internetcafe, um endlich meine fehlenden Berichte nachzuholen. Nach dem Motto „Wenn´s mal wieder laenger dauert“ will ich mir einen nicht naeher benannten Schokoriegel kaufen, muss allerdings feststellen, dass dieser hier so lecker ist, dass er hinter Gitter muss. ![]()
Heisser Auftakt in Iquique
Nach dem kurzen Aufenthalt in Tacna fuhr ich am vergangenen Samstag mit einem Taxi nach Arica. Der Wagen war einer der grossen, alten amerikanischen Strassenkreuzer, die von den Taxifahrern gerne zum Grenztransfer verwendet werden, weil aufgrund der Breite vorne 3 und hinten 4 Personen sitzen koennen. Man kommt sich ein bischen vor wie in den Haenden einer Schleuserbande, aber der Grenzuebertritt verlief reibungslos und ohne groessere Wartezeiten oder Gepaeckkontrollen.
Ich entschloss mich spontan, noch am selben Abend mit dem naechsten Bus direkt weiter nach Iquique zu fahren. Nach 6 weiteren Stunden Busfahrt kam ich in Iquique an und checkte gegen 3 Uhr morgens in einem Hotel ein.
Zu meiner grossen Ueberraschung sah ich nach dem Aufstehen dunkle Rauchschwaden am Himmel ueber dem Hotel. Da mir der Preis fuer das Zimmer ohnehin zu hoch war, packte ich meine Sachen und stellte beim Verlassen des Hauses fest, dass zwei Gebaeude weiter ein Wohnhaus komplett in Flammen stand. Die Feuerwehr hatte sichtlich Muehe, den Brand angesichts des starken Windes unter Kontrolle zu bringen. Auch vom angrenzenden Haus blieben spaeter nur noch die Aussenwaende zurueck.
Was ist 4300km lang und 180km breit?
Nein, es handelt sich nicht um einen neuen amerikanischen Flugzeugtraeger oder die groesste Pizza-Hawaii der Welt. Wer in Erdkunde aufgepasst hat, wird erahnen, dass ich inzwischen die Grenze nach Chile ueberquert habe. Genauer gesagt halte ich mich gerade in Iquique auf. Das ist nach Arica die zweite groessere Stadt im Norden des Landes.
Der Zeitunterschied betraegt jetzt nur noch -4 Stunden gegenueber Deutschland. Ich habe seit heute auch eine neue Mobilfunknummer: +56 9 87190321
Da die letzten Tage etwas hektisch waren, und ich den gesterigen Tag von einer Erkaeltung geschwaecht in meiner Unterkunft vor dem Fernseher verbracht habe, muss ich die aufregenden Berichte aus dem Dschungel und meine ersten Eindruecke aus Chile auf morgen verschieben. Fuer ganz ungeduldige lade ich aber schon einmal ein paar Bilder hoch.
Tacna
Nach einem Monat in Peru muss ich mich langsam von Arequipa verabschieden. Auch David und Glenda fliegen heute zurueck nach Oesterreich. Die „weisse Stadt“ und die unermessliche Gastfreundschaft von Glendas Familie werden mir sehr fehlen. Vielen, vielen herzlichen Dank und bis bald.
Am Abend nehme ich einen Bus nach Tacna, der suedlichsten Stadt in Peru und meine letzte Station auf dem Weg nach Chile. Eine von Glendas Freundinnen betreibt dort ein Hostal und laedt mich freundlicherweise ein, dort zu uebernachten. Vielen Dank auch dafuer. ![]()
Mein Aufenthalt in Tacna ist aber nur sehr kurz. Nach einem Stadtrundgang am naechsten Tag mache ich mich auf den Weg nach Sueden.
Manu Nationalpark (5/5), Rueckkehr aus der gruenen Lunge der Erde
Am fuenften Tag besuchen wir mit dem Boot im Morgengrauen eine Stelle am Flussufer, die von Papageien und Aras besucht wird, um ihren Mineralienhaushalt auf Vordermann zu bringen. Sie lecken dazu den Lehm an den Haengen des Flussufers. Die Mineralien werden benoetigt, um schwer verdauliche oder sogar giftige Pflanzen, die die Tiere zu sich nehmen, zu neutralisieren.
Als Abschluss der Tour halten wir dann noch an einer natuerlichen Thermalquelle, deren Wasser von einem Vulkan aufgeheizt wird. Nach den anstrengenden Wanderungen ist jeder froh, sich ein bisschen unter freiem Himmel im Whirlpool entspannen zu koennen.
Spaeter verladen wir unser Gepaeck wieder in den Minivan und fahren die gesamte Strecke bis nach Cuzco an einem Stueck zurueck. Diesmal ohne Zwangspausen durch Erdrutsche.
Wir sind sogar so frueh zurueck, dass ich noch am selben Abend den Nachtbus nach Arequipa erwische. Statt zirpenden Grillen habe ich in dieser Nacht leider nur das Brummen des Dieselmotors im Ohr.
Manu Nationalpark (4/5), Auf den Spuren von Tarzan
Nach dem Fruehstueck begeben wir uns auf den Rueckmarsch zu unserer Lodge. Zwischendurch hat Wilbert einige Pruefungen à la Jungle-Camp eingebaut. Zuerst muessen wir und an einem grossen Urwaldbaum mit riesigen Blattwurzeln im Hangeln an der Liane versuchen. Schon das erklimmen der Blattwurzeln entlang der pendelnden Liane erweist sich als aeusserst wacklige Angelegenheit. Danach noch richtig Mass nehmen und den Absprung zur naechsten Blattwurzel wagen. Die sanfte Landung auf der Kante der Blattwurzel wird bei den meisten eher zum harten rueckwaertigen Anprall am Baumstamm. Ich habe zudem auch noch das Glueck, eine Ameise vom Stamm aufzulesen, die sich panikartig drei mal in meinen Oberkoerper verbeisst. Einen derart brennenden Schmerz haette man dem Tier angesichts seiner Groesse eigentlich gar nicht zugetraut.
Die zweite Pruefung besteht im Besteigen eines Baums. Im Urwald gibt es Baeume, die aussen um den Stamm eines anderen Baumes emporwachsen und diesen mit der Zeit komplett zersetzen. Dadurch ist der aeussere Baum hohl und hat zu allen Seiten Loecher. Im Inneren eines dieser Baeume sollen wir hinauf klettern und uns aus etwa 6 Metern Hoehe aussen an einer grossen Liane wieder hinabhangeln. Leider stellen wir erst waehrend des Kletterns fest, dass in dem Hohlraum sowie an der Liane auch die grossen, schwarzen Bullet Ants unterwegs sind. So bekommt die Sache noch ein bisschen mehr Nervenkitzel. Gerade als einer der schwedischen Teilnehmer den Baum in Richtung Liane verlassen will, hoeren wir etwas, das dem beruehmten Tarzan-Schrei schon relativ nahe kommt. Die Begruendung findet man am besten, wenn man bei Wikipedia mal nach dem Schmidt Sting Pain Index sucht und auf der abgebildteten Rangliste den Eintrag fuer die „Bullet Ant“ nachliest…
Auf dem Rueckweg bekommen wir noch einige Aras und eine kleinere Affenart zu sehen. Auf der Farm, bei der wir uns dann auch von unserem treuen Begleiter dem Fasan verabschieden, koennen wir noch frisch gepflueckte Grape Fruits, Orangen und Kokosnuesse probieren. Danach ist jeder von uns froh, eine Dusche nehmen zu koennen. Zwei Tage in Schweiss, Sonnencreme und Moskitoabwehrmittel zu duensten laesst einen selbst ein kaltes Rinnsal in einer Holzhuette mit Fledermausen an der Decke sehr zu schaetzen wissen.
Nach dem Mittagessen verlassen wir die Lodge und bringen das Gepaeck zurueck zum Boot. Auf dem Rueckweg ist der Fluss nun viel ruhiger und auch das Wetter ist sonniger.
Unser Nachtlager errichten wir auf einer Sandbank im Fluss. Nachdem wir ein Lagerfeuer entfacht und unser Abendessen eingenommen haben, begen wir uns ein weiteres Mal auf die Jagd nach Kaimanen. Wieder sind die rot reflektierenden Augen im Licht der Taschenlampen zu erkennen, aber als Wilbert versucht, eines der Tier einzufangen, fluechtet es ins tiefere Wasser. Also muessen wir uns mit Erzaehlungen von vergangenen Kaiman-Jagden begnuegen. Die Narben von Bisswunden an Wilberts Armen zeigen, dass es manchmal vielleicht auch besser ist, wenn die Tiere rechtzeitig fluechten koennen.
Manu Nationalpark (3/5), Kein Schwein laesst sich blicken
An diesem Morgen starten wir zu einem Tagesmarsch durch den Wald, auf dem wir unter anderem Wildschweine an einer Suhle beobachten wollen. Zuerst mal gibt es aber Fruehstueck. Und zwar fuer uns und auch fuer die zwei Affengruppen, die in der Naehe der Lodge heimisch sind. Sie holen sich nach und nach ein Buendel Bananen, das in einer Ecke des Gelaendes auf einer Plattform deponiert ist. Dabei kommt es schonmal zu kleineren Stretereien, aber am Schluss bleibt dann trotzdem nicht einmal eine Anstandsbanane zurueck.
Als erstes Hindernis muessen wir einen Fluss ueber einen Baumstamm ueberqueren. Dummerweise hat jemand vergessen das Gelaender zu montieren. Auf den naechsten Kilometern bekommen wir einige Ara und Papageienarten zu sehen. Ausserdem verfolgt uns ein Fasan von einer Farm, die wir ueberqueren, von dort an auf Schritt und tritt durch den Wald. Er bleibt spaeter sogar in unserem Nachtlager und laeuft am naechsten Tag den ganzen Weg wieder mit zurueck zu dem Hof.
Nach einigen Stunden kommen wir bei der Aussichtsplattform an, auf der wir die Wildschweine beobachten wollen. Nach einiger Zeit kommt auch tatsaechlich eine Gruppe vorbei, um sich zu suhlen. Allerdings entdeckt uns eines der Tiere und schlaegt Alarm. Danach fluechtet die gesamte Gruppe und laesst sich auch in den folgenden 2 Stunden nicht mehr blicken. Also muessen wir leider den Rueckzug antreten. Das Mittagessen nehmen wir auf dem Weg mit den Gummistifeln in einem Bach ein. Da es inzwischen ziemlich heiss ist, kommt das ganz gelegen.
Spaeter schreit der australische Teilnehmer Mike unvermittelt laut auf. Ungluecklicherweise hat er eine etwa 5cm lange Wespe unsanft von einem Blatt aufgescheucht, die sich auf prompt auf ihre ganz persoenliche Weise dafuer bedankt. Zum Glueck sind aber ausser starken Schmerzen keine weiteren Folgen zu erwarten.
Leider bekommen wir auf der restlichen Strecke bis zu unserem Zeltlager am Fluss nicht mehr viele Tiere zu sehen. Aber das Bad im kuehlen Wasser entschaedigt uns fuer die Strapazen.
Nach Einbruch der Dunkelheit begeben wir uns dann noch mit dem Boot auf die Suche nach Kaimanen, die in den ruhigeren Nebenarmen des Flusses schlafen. Obwohl Wilbert eines der Tiere an den rot reflektierenden Augen erkennt und ins Wasser geht, um es einzufangen, kann das scheue Reptil noch rechtzeitig fliehen. Also haben wir dabei leider auch kein Glueck.
Die ersten Teilnehmer denken darueber nach ihren Anwalt einzuschalten, um ggf. Teile des Tourpreises rueckerstatten zu lassen. ![]()
Manu Nationalpark (2/5), Bonanza Lodge
Am folgenden Tag gibt uns unser Guide Wilbert Informationen zu oertlichen Koka Plantage sowie zur heilenden oder auch berauschenden Wirkung einiger weiterer im Regenwald heimischer Pflanzen.
An das gelegentliche Aufsetzen und Aussteigen habe wir uns mittlerweile eigentlich schon gewoehnt. Nach zwei weiteren Stunden Fahrt wird unser treues Gefaehrt aber endlich erloest und wir verladen unser Gepaeck auf ein Boot, mit dem wir die flussabwaerts gelegene Bonanze Lodge ansteuern. Der Fluss ist durch den Niederschlag des vergangenen Tages stark angeschwollen und der reissende Anblick der Wassermassen floesst uns grossen Respekt ein. Spaeter geraten wir mehrfach in unglaublich starke Schauer, die uns bis auf die Haut spueren lassen, dass wir uns jetzt im Regenwald befinden.
Durch den hohen Pegelstand des Flusses ist leider auch der Fussweg bis zu unserem Ziel, der Bonanza Lodge, stellenweise ueberflutet. Mit dem Rucksack ueber dem Kopf muessen wir bis zur Huefte durchs Wasser laufen. Da ich an einem glitschigen Abhang auch noch ausrutesche und mich auf den Hintern setze, bin ich bei der Ankunft weitgehend flaechendeckend mit Schlamm bedeckt. Aber so kommt wenigstens noch etwas mehr das Gefuehl von Wildnis und Abenteuer auf.
Als Belohnung duerfen wir uns dann erstmal in den bequemen Haengematten ausruhen. Vor dem Abendessen und bei einbrechender Dunkelheit brechen wir aber noch zu einem Fussmarsch durch den angrenzenden Urwald auf. Wilbert geht mit der Machete voran. Gleich am Anfang erklaert er uns, dass wir stets aufpassen sollen, wo wir uns festhalten oder wo wir uns anlehnen. Vor allem vor den Bullet Ants, einer grossen Ameisenart, deren Biss starke Schmerzen und Fieber verursacht, werden wir gewarnt.
Auf unserem Marsch durch die Dunkelheit versuchen wir im Kegel unserer Taschenlampen Tiere zu entdecken. Aber der groesse Teil der Urwaldbewohner sind Meister der Tarnung. Also gelingt es auf der zweistuendigen Wanderung nur Wilbert mit seinem geuebten Auge etwas anderes als Blaetter und einige Insekten zu entdecken. Er zeigt uns zwei Froesche, mehrere Eidechsen, eine grosse Schnecke und einige Scorpion spiders. So direkt vor dem Abendessen reicht uns das aber auch erst einmal.
