Carretera Austral und Lago Carrera

In einem Minibus ging meine Reise am Nachmittag weiter auf der beruehmten Carretera Austral von Chile Chico bis nach Puerto Rio Tranquilo. Die 5 Stunden konnte ich im Vergleich zum Busmarathon in Argentinien verglweichsweise auf einer Po-Backe absitzen. Angesichts der tollen Aussichten ueber den Lago Carrera wurde einem dabei auch nicht langweilig.

Nachdem ich zusammen mit einem Portugiesen und einer Gruppe von 6 Israelis die Nacht in einem Hostal in Rio Tranquilo verbracht hatte, war morgens eine Bootstour zu den Cuevas de Mármol angesagt. Die Wellen haben dort tiefe Hoehlen in das weiche Gestein gespuehlt. Teilweise konnte man sogar trotz des hohen Wasserstands noch mit dem Boot hineinfahren.
Die tuerkise Farbe des Sees un die tollen Bergpanoramen lassen einen fast vergessen, dass das Wasser leider 11 Grad kalt ist und somit nicht unbedingt zum Baden einlaed. :no:

Rueckkehr nach Chile mit VIP

Heute Morgen bin ich zu Fuss in Richtung Chile aufgebrochen. Von Los Antiguos sind es nur 8 Kilometer bis nach Chile Chico. Beide Orte liegen am selben See. Auf argentinischer Seite heisst er aber Lago Buenos Aires und in Chile Lago General Carrera.
Nach einigen Kilometern konnte ich zum Glueck per Anhalter mitfahren und mich im Auto ein bisschen unterhalten. An der chilenischen Grenze fragte ich die beiden Herren, warum sie denn nicht aussteigen muessten.
Der Fahrer sagte: „Nein, sie werden mich nicht kontrollieren.“
„Und warum?“
„Weil ich der Gouverneur der Region bin.“
Wow, ich haette nicht gedacht, dass ich einen so prominenten Chauffeur erwischt hatte. &#59;D

20 Stunden Bus Marathon

Noch am Tag der Gletscherbesichtigung bestieg ich um 2 Uhr nachmittags den Bus in Richtung Los Antiguos. Da die Distanzen zwischen den Orten in Suedamerika gigantisch sein koennen, war das ie langeste Busfahrt, die ich bisher in meinem Leben gemacht habe. Da ich mit meinen 1.88 m nicht unbedingt dem argentinischen Durchschnitt entspreche, ist selbst ein „Semi-Cama“ Sitz bei dieser Fahrtdauer irgendwann wirklich unbequem. Gegen Mittag kam ich am naechsten Tag an und musste mich erstmal ein paar Stunden ausgestreckt im Hostal von den Strapazen erholen.
Insgesamt habe ich auf der Fahrt 5 Filme anschauen koennen. XX(

El Calafate

Nach fast zwei Monaten in Chile habe ich heute zum ersten Mal das Land verlassen und die Grenze nach Argentinien ueberschritten. El Calafate ist ein ziemlich ueberlaufener Touristenort am Ufer des Lago Argentino. Der groesste Teil der Besucher, mich eingeschloseen, kommt hauptsaechlich dorthin, um den Perito Moreno Gletscher zu bestaunen, von dessen Kante regelmaessig grosse Eisstuecke ins Wasser stuerzen.

Mit einem Taxi, das ich zusammen mit zwei anderen Deutschen reserviert hatte, kamen wir schon vor 7 Uhr morgens puenktlich zum Sonnenaufgang am Gletscher an. Zunaechst hat man trotz der Naehe des Aussichtspunkt keine wirkliche Vorstellung von der Groesse der Eismassen, weil einem der Vergleich fehlt. Die Abbruchkante ist jedoch zwischen 50 und 55 Meter hoch. In geringen Abstaenden hoert man immer wieder lautes Knacken und kann beobachten, wie sich Risse bilden. Wir mussten auch nicht lange warten, bis dann ein riesiges Stueck Eis in den See stuerzte. Anhand der sich bildenden Wellen konnte man gut nachvollziehen, dass da gerade ein Eiswuerfel in der Groesse eines Mehrfamilienhauses versunken war.

Ueblicherweise reisen die Touristen anschliessend weiter nach Norden in Richtung El Chalten, wo man in der Umgebung des Mount Fitzroy wandern kann. Da ich aber bereits mein Zelt verkauft habe, und mir noch nicht wieder nach groesseren Trekking Touren zu Mute ist, habe ich beschlossen direkt zum Lago Buenos Aires an der Grenze zu Chile weietrzufahren.

Torres del Paine

Im Gegensatz zu meinem Ausflug in die einsame Wildnis der Isla Navarino glichen manche Trails im Parque Nacional Torres del Paine eher einer Autobahn. Die Besucherzahlen steigen jedes Jahr, so dass in der Hauptsaison sogar zum Teil die Campingplaetze und Unterkuenfte ueberfuellt sind. Besonders auf dem populaeren W-Trek kommt es schon fast zu Staus auf den Wegen.
Aus diesem Grund haben wir uns stattdessen dafuer entschieden, den Circuito zu absolvieren und die steil aufragenden Gebirgszuege in 6 Tagen fast komplett zu umrunden.

Das Wetter hat leider bei unserem Ausflug nicht ganz mitgespielt, so dass wir nicht immer in den Genuss der malerischen Bilderbuchaussichten kamen. Nachts hatten wir zum Teil Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, so dass im Zelt schon warme Kleidung und Muetze zu empfehlen sind. Ausserdem haben uns die bis zu 21 km langen Maersche auch konditionell einiges abverlangt, vor allem wegen der anfangs ca. 18 Kilo Gepeack auf dem Ruecken. Schliesslich muss man ja auch seine komplette Verpflegung fuer 6 Tage mit sich herum tragen.
Eines der beeindruckendsten Erlebnisse war die Wanderung entlang des gigantischen Grey Gletschers. Ausserdem habe ich ein Bad im eiskalten See des Dickson Gletschers genommen. Mehr als 20 Sekunden habe ich es allerdings nicht ausgehalten.

Mir reicht es inzwischen erstmal mit dem Camping. Ich habe gestern mein Zelt verkauft, um den Rucksack wieder leichter zu machen und werde mich in Zukunft moeglichst auf Hostels oder Couchsurfing als Unterkunft beschraenken.

Puerto Natales

Heute bin ich mit Peter und Marc in Puerto Natales angekommen. Die beiden machen Urlaub in Chile und so hatten wir beschlossen, uns hier zu treffen und zusammen einen Trek durch den Torres del Paine Nationalpark zu machen.
Der Ort ist quasi einzig und allein eine Station zur Durchreise in den Park und die letzte Moeglichkeit, sich mit Ausreustungsgegenstaenden und Verpflegung fuer die mehrtaegigen Treks in die Wildnis einzudecken. Waehrend manche dabei auf leichte Fertigsuppen und Nudeln setzen, gibt es natuerlich auch die Verfechter etwas deftigerer Kost… :))

Faro San Isidro

Nachdem ich ja mein Camping Equipment inzwischen ausgiebig erprobt hatte, bin ich nach einem Erholungstag in Punta Arenas am Donnerstag gleich noch einmal zu einem Trek aufgebrochen. Diesmal hatten mich Javier und seine Freundin Sylvia eingeladen, mit ihnen zum suedlichsten Leuchtturm auf dem amerikanischen Festland zu kommen. Javier hat Eco-Tourism studiert und arbeitet derzeit in einem Outdoor Geschaeft in Punta Arenas sowie gelegentlich als Tourist-Guide in den umliegenden Nationalparks.
Am ersten Tag fuhren wir zuerst mit dem Auto bis zum Ende der Strasse suedlich von Punta Arenas. Auf dem Weg passierten wir unter anderem den geografischen Mittelpunkt Chiles in Bezug auf den Breitengrad. Da auch die antarktische Halbinsel und das Segment bis zum Suedpol zu Chile gehoeren, liegt dieser Punkt gerade noch so nicht im Wasser. Am Abend gab es als Belohnung fuer diesen sehr anstregenden Tag ein deftiges Barbecue am Lagerfeuer. &#59;D

Am naechsten Morgen marschierten wir dann einige Stunden am steinigen Strand entlang bis zum sehr malerisch gelegenen Leuchtturm. In Ufernaehe konnten wir Delphine und Albatrosse beobachten. Das Wetter kann an der Kueste innerhalb von 20 Minuten um 180 Grad umschlagen. Wegen dieser Wechselhaftigkeit wird von den Einheimischen auch behauptet, Patagonien sei wie eine Frau. &#59;)
Da einer der Freunde von Javier und Sylvia in der Unterkunft arbeitet, die zum Leuchtturm gehoert, hielten wir uns nachmittags hauptsaechlich vor dem Kamin in dem gemuetlich eingerichteten Wohnzimmer mit Blick aufs Meer auf.
Zwischendurch landete am Strand ein Hubschrauber der Polizei. Wie wir erfuhren waren sie auf der Suche nach einem vermissten Team des „Patagonia Expedition Race“. Das dreikoepfige Team aus den USA ist inzwischen nach fast zwei Tagen ohne Nahrung und Wasser mit Unterkuehlungen in der Naehe von Cabo Froward, dem suedlichsten Punkt auf dem amerikanischen Kontinent und Ziel des Rennnens, gefunden worden. Sie hatten sich auf der Suche nach einer Abkuerzung im dichten Wald verirrt und hatten weder Mobilfunk noch Satellitenempfang.
Wir machten am naechsten Tag noch einen kurzen Ausflug in Richtung Sueden. Dort liegt eine Bucht, in der sich frueher eine Anlage zum Verarbeiten von Walen befand. Nachmittags wurden wir freundlicherweise mit dem Boot wieder zurueck zu unserem Auto transportiert. Im Vergleich zu meinem Oudoor Abenteuer auf der Isla Navarino war dieser Ausflug insgesamt also eher leichte Kost. B)

Rueckkehr in die Zivilisation

Am naechsten Morgen erreichten wir nach kurzer Zeit die Strasse zurueck nach Puerto Williams. Gegen Mittag konnte ich mein geliehenes Equipment zureuckgeben und die Carabineros von meiner unbeschadeten Rueckkehr in Kenntnis setzen. Danach goennte ich mir mit Pierre und Sabine ein dreigaengies Mittagsmenu. Mit auesserst geringem Aufwand konnten sie mich auch davon ueberzeugen, die naechste Nacht nicht auch noch im Zelt zu verbringen, sondern ebenfalls im Hostal Pusaki einzukehren. So konnte ich vor meinem Abflug auch noch meine Sachen waschen und im Wohnzimmer vor dem Ofen trocknen, auch wenn damit bisweilen etwas Schabernack betrieben wurde… :?:

Abends kochten wir zusammen und ich musste wiederholt feststellen, dass es mir inzwischen leichter faellt, Spanisch zu sprechen als Franzoesisch. Trotz grosser Anstrengung fangen Vokabular und Grammatik zunehmende an, sich etwas zu vermischen.
Die Hostaleignerin Patty, die vorher auch schon viele Jahre Betreiberin der Bar im Club Naval von Puerto Williams gewesen war, hatte jede Menge Geschichten zu erzaehlen. Zum Beispiel wie franzoesische Schiffskapitaene dort mitunter Avion Cisterna (Loeschflugzeug) zu spielen pflegen. Dabei werden zunaechst der meist jahrelang gepflegte, praechtige Bart sowie die Haare angezuendet. Nach einigen Runden mit ausgebreiteten Armen durch das Lokal wird der Brand durch beherztes Eintauchen in eine bereitgestellte Wasserschuessel geloescht. Kaum zu glauben, dass diese Herrschaften ihre Schiffe sicher um Kap Horn navigieren koennen. :crazy:
Es versteht sich von selbst, dass wir dem Club abends auch noch einen kurzen Besuch abstatten mussten. Der Abschied von Puerto Williams fiel am naechsten Morgen wirklich schwer. Der kleine Ort am Ende der Welt hintelaesst bei jedem Besucher unweigerlich bleibende Erinnerungen.

Paso Virginia

Am Morgen des vierten Tages galt es den letzten Pass auf dem Rundgang um die Dientes de Navarino zu ueberwinden, der immerhin noch einmal auf etwa 850 Meter hinauf fuehrt. Als ich das erste Mal noch halb verschlafen den Kopf aus dem Zelt streckte, fiel mein Augenmerk sogleich auf die inzwischen mit einer duennen Lage Schnee bedeckten Kaemme der zu ueberquerenden Bergkette. Im Tal regnete es noch leicht.

Der Trek ist grunsaetzlich mit roten Markierungen oder kleinen Steinhaufen am Wegesrand als Orientierungshilfe zwischen den einzelnen Markierungen gekennzeichnet. Zusaetzlich wird man bei Aufbruch mit einem kleinen Heftchen ausgestattet, das eine ausfuehrliche Beschreibung der Route enthaelt. Dennoch ist es bisweilen in dem rauen Gelaende etwas schwierig, nicht versehentlich vom Weg abzukommen.
So war ich leider heute beim Aufstieg zum Paso Virginia etwas zu frueh in den Wald abgebogen. Zunaechst sah alles auch noch nach dem korrekten Weg aus, weil ich hin und wieder auch Fussspuren im Schlamm erkennen konnte. Als der Weg sich aber nach etwa 200 ueberwundenen Hoehenmetern zunehmend zu einer immer steiler werdenden, rutschigen Rinne im Wald entwickelte, und auch weit und breit keine Markierung in Sicht war, wurde mir bewusst, dass ich wohl auf Abwegen unterwegs war. XX(
Der Hang war inzwischen aber so steil, dass es mir gefaehrlicher vorkam, mit dem schweren Rucksack wieder abzusteigen, als sich mit Hilfe der Baeume weiter nach oben zu kaempfen, um oberhalb der Baumgrenze bis zum richtigen Weg zu queren. Also hangelte ich mich weiter, bis ich das Ende der hoeheren Baeume errichte. Leider schliessen sich dort etwa 30 bis 40 Meter nahezu undurchdringliches Buschwerk an. Das Ende war aber zumindest in Sichtweite. Es kostete mich fast eine halbe Stunde bis ich dem zaehen, stacheligen, brusthohen Gestruepp entkommen konnte und von einem Felsen einen Ueberblick ueber den Hang hatte. Von dort aus konnte ich dann auch die eigentliche Aufstiegroute ausmachen, auf der gerade zwei andere Backpacker unterwegs waren. Da mein Rucksack mit seiner Neon-gelben Regenhaube auch aus mehreren Kilometern Entfernung leicht auszumachen ist, blieben die beiden zunaechst verwundert stehen, als sie mich aus dem Unterholz herausklettern sahen und begannen dann zu winken. Ich dachte nur: „Ja, inzwischen ist mir auch klar, dass das hier nicht der richtige Weg ist…“ |-|

Nachdem ich mich von den letzten Zweigen und Dornen befreit hatte, konnte ich ueber ein Geroellfeld bis zur Aufstiegsroute gelangen und zu den beiden Franzosen aufschliessen. Gemeinsam nahmen wir die letzten Hoehenmeter des Passes in Angriff. Der Nebel verdichtete sich zunehmend, und kurz vor dem Pass mussten wir sogar ausschwaermen, um jeweils die naechsten Wegweiser zu finden.
Der Abstieg war dafuer umso angenehmer und unterhalb der Wolkendecke hatte man dann auch eine beeidruckende Aussicht auf die Laguna de Guanacos sowie das Tal bis hinab zur Beagle Straight. Im Wald haben wir dann spaeter noch einmal den Pfad aus den Augen verloren und kaempften uns auf eigene Faust bis zu einem geeigneten Zeltplatz auf einer Weide vor.
Von dort aus sind es nur noch wenige Stunden bis zurueck nach Puerto Williams, so dass ich vor meinen Rueckflug sogar noch fast einen ganzen Tag im Ort verbringen koennen wuerde. Die Aussicht auf eine warme Dusche war nach den drei kalten Naechten mehr als verlockend. :D

Das Reich der Biber

Der kanadische Biber wurde urspruenglich von den Argentiniern nach Patagonien gebracht, um Geschaefte mit dessen Fell zu machen. Da aber die Temperaturen unterschiedlich waren, hatten die Pelze nicht die gewuenschte Qualitaet und eigneten sich nicht fuer den Handel. Also wurden die Tiere kurzerhand in die Umgebung entlassen. Leider hatte man dabei nicht bedacht, dass der Biber in Patagonien keine natuerlichen Fressfeinde hat, so dass sich die Tiere ungehindert ausbreiten und letztendlich zu einer regelrechten Plage werden konnten. Ausserdem verursachten sie einen erheblichen Schaden in den Waldbestaenden und veraenderten zunehmend das Landschaftsbild. An vielen Orten finden sich grosse Flaechen abgenagter und vetrockneter Baeume.

Also wurde vor einigen Jahren die Jagd auf die Biber freigegeben und umgerechnet 5 Euro pro erlegtem Tier gezahlt. Dadurch kann man sich in den Hostals von Puerto Williams auf schoenen Weichen Biberkissen ausruhen. Inzwischen ist die Population auf etwa 20000 Tiere reduziert. Das sind jedoch immer noch fast zehn mal so viele Biber wie Einwohner auf Navrino.
Auf meiner Wanderung am dritten Tag kam ich auch immer wieder an teilweise dreistufigen Biberteichen vorbei oder stiess auf sonstige Spuren der pelzigen Zeitgenossen… &#59;D