10 Monate, 10 Laender, 1 Traum!

Auch die laengste Reise geht einmal zu Ende. Heute um 6.30 Uhr morgens bin ich wieder auf heimischem Boden gelandet. Leider beschert mir Deutschland kein besonders nettes Willkommen. Da ich nach 28 Grad in Singapur doch eher leicht bekleidet in den Flieger gestiegen bin, muss ich in Frankfurt vor dem Verlassen des Terminals erstmal ganz tief in meinem Rucksack wuehlen, um an die lange Hose und die Winterjacke zu kommen. |-|
Dann nur noch 1 1/2 Stunden mit dem Zug durch Nebel und Raureif bedeckte Mittelgebirge und die Heimat hat mich wieder.

Ist schon ein komisches Gefuehl, den Rucksack nach so langer Zeit endgueltig abzusetzen. Aber ich will mich ja nicht beschweren. Ich habe viel gesehen, viel erlebt, viele Menschen kennengelernt und ein ganz grosser Traum ist in Erfuellung gegangen. Ach ja, und eine neue Sprache habe ich ja auch noch gelernt. &#59;D

Jetzt hoffe ich doch, dass wir uns bald wiedersehen. Vielen Dank für die schon zahlreich eingegangenen Einladungen. Freut mich, dass ihr mich nicht vergessen habt. Hasta pronto!

Singapur

Mit dem malayischen Billigflieger Air Asia ging es heute zur letzten Station meiner grossen Reise. Ich kann noch gar nicht so richtig fassen, dass dieses Abenteuer in ein paar Tagen vorbei sein wird.
Singapur ist generell fuer sehr harte Bussgelder und Strafen einschliesslich der Todesstrafe beruechtigt. Schon auf dem Einreisezettel wird einem in roter Schrift mitgeteilt, dass Drogenhaendler zum Tode verurteilt werden. Als reine Vorsichtsmassnahme hatte ich meinen weissen Fusspuder, den ich in einem kleinen Plastikdoeschen aufbewahrt hatte, bereits in Bangkok weggeschmissen.
Beim ersten Rundgang durch die Stadt trifft man aber hin und wieder dennoch auf Orte, an denen es schnell lebensgefährlich werden kann!

Mein Quartier liegt einem Viertel mit dem Namen Little India. Speziell am Sonntagabend hat man aber fast das Gefuehl, dass man sich eher mitten in Indien befindet.
Besonders auffalend ist die hohe Dichte an Shopping Malls in Singapur. Obwohl Einkaufsbummel ja grundsaetzlich nicht so mein Ding sind, nehme ich mir dennoch einen Tag Zeit um vor meiner Heimreise noch nach ein paar guenstigen elektronischen Gadgets oder sonstigen Schnaeppchen Ausschau zu halten.

Ko Chang

Nach zwei Tagen im Trubel von Bangkok bin ich Reif fuer die Insel und entscheide mich, einige der letzten Tage meiner sich dem Ende zuneigenden Weltreise am Strand zu verbringen. Also buche ich mir ein Ticket nach Ko Chang. Die Insel ist zwar auch bereits touristisch erschlossen und hat einige groessere Resorts, ist aber im Vergleich zu den Hochburgen wie Ko Samui oder Phuket im Sueden eher noch im Entwicklungsstadium.

Fuer umgerechnet 3 Euro pro Nacht beziehe ich meinen eigenen wenn auch recht rustikalen Bungalow am Lonely Beach. Es bleibt mir gerade noch genug Zeit, meinen Rucksack unterzustellen, bis sinflutartige Regenfaelle mal wieder die Strassen in Fluesse verwandeln. Naja, in der Beziehung bin ich ja inzwischen schon etwas abgehaertet.
Leider kommt auch in den naechsten Tagen selten die Sonne zum Vorschein. Zum Glueck ist es aber auch bei Regen nie wirklich kalt. Die Wassertemperatur im Meer erinnert ohnehin stark an die heimische Badewanne.

Anders als der Name vermuten laesst, ist abends in den Bars am Lonely Beach immer kraeftig was los. Mich ueberrascht vor allem die grosse Vielzahl der vertretenen Nationalitaten. An einem Abend ueberschlage ich zwischen 15 und 20 in einer Bar.
Fuer ebenfalls umgerechnet drei Euro nutze ich eine kurze Trockenphase um mir fuer einen Tag einen Motorroller zu mieten und einen Wasserfall sowie einige der anderen Straende zu erkunden. Auf der Rueckfahrt gibt es dann allerdings doch wieder eine kraeftige Dusche. |-|

Bangkok

Schon beim Grenzuebertritt nach Thailand faellt einem sofort auf, dass das Land nicht ununterbrochen von Kriegen und Massenbombardements zerruettet wurde. Der Entwicklungsstand ist dadurch deutlich hoeher als in Vietnam oder Kambodscha. Keinen Deut besser ist allerdings die Verkehrssituation in der Stadt. Der Bus quaelt sich durch endlose Autoschlangen, bis wir endlich in der Naehe der Khao San Road ankommen, dem touristischen Zentrum der Stadt.

Die Strasse ist eine riesige Basar- und Vergnuegunsmeile und daher sehr belebt. Nachdem ich zahllose Angebote fuer massgeschneiderte Anzuege, Tuk Tuk Fahrten, Fischmassagen und „very strong“ Cocktails abgelehtn habe, kann ich mich in eines der unschlagbar guenstigen Guesthouses einbuchen. Am naechsten Morgen nehme ich das Angebot eines Tuku Tuk Fahrers an, mir zu einem sehr guenstigen Preis die Sehenswuerdigkeiten der Stadt zu zeigen. Allerdings ist das mit regelmaessigen Besuchen in Schneidereien verbunden, die dem Fahrer fuer jeden abgeladenen Touristen Treibstoffgutscheine zustecken. Da ich mir aber ohnehin ein paar Hemden kaufen will, nehme ich es gelassen. &#59;)

Land unter

Am zweiten Tag meines Aufenthalts bekam ich in Siem Reap die Auswirkungen des Taifuns Ketsana zu spueren. Zum Glueck hatte sich der Sturm auf seinem Weg ueber die Philippinen und Vietnam bereits stark abgeschwaecht, so dass er sich jetzt nur noch in Form von starkem Dauerregen bemerkbar machte. Das liess allerdings den Fluss so stark anschwellen, dass viele Strassen im Zentrum von Siem Riep bis zu knietief unter Wasser standen. Auf dem Weg zum essen musste ich also durch eine braune Bruehe mit regenbogenfarbigem Oelschleier waten. Motorraeder und Tuk Tuks werden naemlich ueblicherweise aus alten Johny Walker Flaschen am Strassenrand betankt und auch die offiziellen Tankstellen haben keine Vorkehrungen, um das Abwasser vor ausgetretenem Oel oder Benzin zu schuetzen. :no:

Bei meiner zweiten Tempel Besichtigungsrunde fuhren wir mit dem Motorrad teilweise durch so tiefes Wasser, dass der Auspuff, sowie meine Fuesse schon komplett uner Wasser waren.
Die Orte, die ich noch vor einigen Wochen auf den Philippinen und in Vietnam besucht hatte, waren allerdings weitaus schlimmer betroffen. Die Videos und Fotos, die man im Internet aus Manila finden kann, sind sehr schockierend. Da habe ich mit meiner Reiseplanung wohl nochmal Glueck gehabt. &#59;)

Angkor

Das unangefochtene Touristenziel Nummer 1 in Kambodscha sind die Tempel von Angkor. Der nahegelegene Ort Siem Reap stellt dafuer die Unterkuenfte, Restaurants, Bars, Souvenirmaerkte, Massagesalons, Motorrad Taxi Geschwader, billige chinesische Markenimmitate und alles was das Touristenherz sonst noch so begehrt in ausreichender bis teilweise uebermaessiger Menge bereit.

Am naechsten Morgen war dann auch der Tagespreis von 5 Dollar fuer eine Rundfahrt im ueberdachten Tuk Tuk schnell ausgehandelt und ich konnte mich auf den Weg machen, die Ruinen der beeindruckenden Tempelanlagen zu besichtigen, die zum Teil aus dem 9. bis 10. Jahrhundert stammen.
Bei einigen Tempeln wie z.B. Angkor Wat ist man schon von der unglaublichen Groesse beeindruckt. Bei anderen staunt man ueber die feinen Details der Gravuren in den 1000 Jahre alten Sandsteinen. Manche der Anlagen sind einem staendigen Kampf mit dem umgebenden Urwald ausgesetzt, so dass manche Mauern von riesigen Wurzeln ueberwuchert und durchzogen sind. Weil sich das hervorragend als Filmkulisse eignet, wurden einige Szenen aus Tomb Raider im Ta Prohm Tempel gedreht.

Phnom Penh

In Kambodschas gibt es neben der grausamen Zeugnisse den Genozids allerdings auch unermessliche kulturelle Reichtuemer zu besichtigen. Der koeniglichee Palast sowie die vielen buddhistischen Tempel mit ihrer filigranen Architektur und den feinen Verzierungen und Skulpturen lassen auf die einstige Pracht zur Bluetezeit der Khmer Kultur schliessen.
Die Ausstellung im Nationalmuseum gibt mit ihrer Sammlung von Statuen aus den Tempeln von Angkor schon einmal einen Vorgeschmack darauf, was mich dort in den naechsten Tagen erwarten wird.

Die Kambodschanische Kueche ist dafuer beruechtigt, dass dort so ungefaehr alles verarbeitet wird, was man in der Natur so finden kann. Ein kleiner unscheinbarer Verkaufsstand am Strassenrand liefert mir dafuer den ultimativen Beweis. Von Spinnen ueber Schlangen bis hin zu Grasshuepfern, Wuermern und Schaben ist alles dabei. Nach kurzem Zoegern lehne ich jedoch dankend ab und kaufe mir stattdessen eine erfrischende Kokosnuss. :p

Kambodscha

Heute war es nach dem ungefaehr dreiwoechigen Aufenthalt in Vietnam mal wieder Zeit fuer einen neuen Stempel im Reisepass. Oder im Fall von Kambodscha sogar fuer einen grossen bunten Aufkleber mit dem Touristen Visum.
Die laendlichen Gebiete, die der Reisebus auf dem Weg in die Hauptstadt Phnom Penh passiert, laesst schon erahnen, dass Kambodscha noch einmal deutlich weniger entwickelt ist als Vietnam. Ein Grund dafuer liegt darin, dass das Land in der Vergangenheit auch immer wieder Schauplatz von Kriegen war. Viele Landstriche wurden grossflaechig bombardiert oder sind noch heute mit Landminen uebersaeht. Der wichtigste Grund ist aber sicher die Herrschaft der Roten Khmer zwischen 1975 und 1978.

In und um Phnom Penh kann man heute einige Staetten der grausamen Verbrechen an der Bevoelkerung besichtigen, die unter dem Pol Pot Regime stattgefunden haben. Eine Schule wurde in ein Gefaengnis verwandelt, das fuer Verhoere, Folterungen und Hinrichtungen benutzt wurde. Ausserhalb der Stadt wurde ein riesiges Massengrab gefunden und spaeter ein Mahnmal errichtet, in dem die Ueberreste tausender Kambodschaner aufbewahrt werden. Insgesamt wurden 1,5 Mio. Menschen und damit 20% der gesamten Bevoelkerung hingerichtet.

Cu Chi Tunnel

Waehrend des Krieges haben die vietnamesischen Guerilla Kaempfer (Viet Cong) in Cu Chi ueber 20 Jahre ein 250 Kilometer umfassendes Netz an Kriechtunneln betrieben. Es diente als Versteck vor den amerikanischen Streitkraeften. Die Tunnel waren nur etwa 1,30m hoch und 80cm breit. Ausserdem gab es jede Menge Fallen und Sackgassen.
Heute laesst sich ein kleiner Teil dieser Tunnel besichtigen. Ausserdem gibt es Modelle der im Wald und in den Tunneln verwendeten Fallen. Das tut einem schon beim Hinschauen weh. |-|

Das vietnamesische Militaer verdient sich nebenbei offensichtlich noch ein kleines Zubrot. Es betreibt auf der Anlage einen Schiessstand, auf dem der geneigte Nachwuchs-Rambo fuer umgerechnet 1 Euro pro Patrone nach Herzenslust ohrenbetaeubende Salven scharfer Munition auf bereits deutlich durchsiebte Tier-Pappaufsteller abgeben kann! Gaengige Vollautomatik Modelle a la AK47, M16, M60 usw. stehen selbstverstaendlich zur Verfuegung. Unglaublich… :no:

Saigon

Nach der Strandidylle bin ich derzeit mal wieder in der Grossstadt. Ich haette es fast nicht fuer moeglich gehalten, aber das fruehere Saigon oder heute Ho Chi Minh City uebertrifft Hanoi noch einmal deutlich, was die dichte an Mopeds im Strassenverkehr angeht. Und fuer alle die zu den bisherigen Bilder Kommentare wie „Ist doch gar nicht so schlimm“ abgegeben haben, die sollten sich das folgende Bild anschauen. Natuerlich sind damit auch jede Menge Laerm und Gestank verbunden. Ich koennte mir kaum vorstellen, auf Dauer in so einer Umgebung zu leben. XX(

Nach meiner Ankunft habe ich mich mit zwei Bekannten Franzosen, die seit laengerer Zeit hier leben, sowie mit meinem Bekannten aus dem Zug getroffen. Abseits der Touristenzentren haben sie mri ein paar sehr schoene Bars und Restaurants gezeigt. Die vietnamesische Kueche finde ich ausgezeichnet. Und fuer ungefaehr ein bis zwei Euro bekommt man bereits ein sehr ueppiges Menu inclusive Getraenk.

Saigon markierte 1975 auch das Ende des Vietnamkrieges. Gester war ich in einem Museum, das Hintergrund, Ablauf und Folgen der Kriege in Vietnam sehr deutlich darstellt. Insbesondere haben viele Menschen aus laendlichen Gegenden noch heute unter den Folgen des Einsatzes von Dioxin haltigen Entlaubungsmitteln („Agent Orange“) durch die US Streitkraefte zu leiden. Menschen aus betroffenen Regionen sind heute oft schwer krank und viele Kinder werden mit schrecklichen Fehlbildungen geboren.